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Sind Lootboxen illegales Glücksspiel?

Was sind lootboxen?

Lars Murken-Flato
Lars Murken-Flato
Erstellt: 22.05.2023 | Stand: 14.07.2023

Im ersten Halbjahr 2018 gaben deutsche Gamer beeindruckende 866 Millionen Euro für In-Game-Käufe aus - das ist nun fast sechs Jahre her. Ein beträchtlicher Teil dieser Ausgaben dürfte schon damals auf den Erwerb von sogenannten Lootboxen entfallen sein. Besonders jugendliche Spieler investieren in diese virtuellen Kisten, um die Chance auf wertvolle Gegenstände zu ergreifen. Allerdings besteht auch das Risiko, dass sie lediglich wertlosen Inhalt erhalten.

Von vielen Experten wird der Kauf von Lootboxen als vergleichbar mit Glücksspiel angesehen. Es fehlen jedoch staatliche Regeln und Vorschriften, die den Umgang mit Lootboxen regeln. Diese Regulierungslücke führt zu anhaltenden Diskussionen darüber, wie der Schutz von Spielern, insbesondere Minderjährigen, gewährleistet werden kann. Angesichts des beträchtlichen finanziellen Umfangs der In-Game-Käufe ist es von großer Bedeutung, angemessene und transparente Regeln zu etablieren, um potenzielle Risiken zu minimieren und den Spielern ein faires Spielerlebnis zu ermöglichen.

Was ist eine Lootbox?

Eine Lootbox ist ein virtueller Behälter in Computerspielen, der eine zufällige Auswahl bestimmter Gegenstände enthält. Diese Gegenstände können verschiedene Inhalte umfassen, wie Waffen, Rüstungen, Skins, kosmetische Items oder andere spielrelevante Objekte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Lootboxen im Spiel zu erhalten, wie das Erreichen von Zielen, das Freischalten von Erfolgen, das Finden während des Spielverlaufs oder den Kauf mit In-Game-Währung oder echtem Geld.

Lootboxen üben einen Reiz aus, da die enthaltenen Gegenstände zufällig gezogen werden und Spieler eine gewisse Spannung erleben, wenn sie eine Lootbox öffnen. Allerdings haben das Glücksspielelement und die Möglichkeit, seltene oder begehrte Gegenstände zu erhalten, zu Kontroversen geführt. Einige Kritiker ziehen Parallelen zwischen Lootboxen und Glücksspiel, da Spieler echtes Geld ausgeben können, um die Chancen auf bestimmte Gegenstände zu erhöhen. Dies hat zu Diskussionen über den Jugendschutz und die Regulierung von Lootboxen geführt.

Leider liegt derjenige, der nun glaubt, dass es nur um geringfügige finanzielle Aufwendungen bei dem Erwerb einer Lootbox bzw. den daraus resultierenden Gegenständen geht, daneben.

Lootboxen in "Counter-Strike: Global Offensive" (CS:GO)

CS:GO ist ein Ego-Shooter, in dem zwei Teams gegeneinander antreten: die Terroristen und die Antiterror-Einheit. Jedes Team hat spezifische Ziele, die es erreichen muss, um zu gewinnen. Die Terroristen versuchen zum Beispiel, eine Bombe zu platzieren und zu zünden, während die Antiterror-Einheit versucht, dies zu verhindern.
Das Spiel ist bekannt für sein hohes Maß an Geschicklichkeit und Teamarbeit.

Eines der umstrittenen Elemente von CS:GO sind die Lootboxen, die im Spiel über einen Marktplatz des Anbieters Valve gekauft werden können. Aus den Lootboxen werden sogenannte Skins über ein Losverfahren gezogen. Skins sind kosmetische Elemente, die das Aussehen von Waffen im Spiel verändern. Sie haben im Fall von CS:GO keinen Einfluss auf die Spielmechanik, sind aber bei den Spielern sehr beliebt und rund um CS:GO haben sich sogar einige Marktplätze entwickelt, auf dem Spieler Skins kaufen und verkaufen können. Einige dieser Skins können sehr wertvoll sein, was dazu geführt hat, dass der Erwerb von CS:GO Lootboxen immer mehr dem Glücksspiel zugeordnet werden kann.

Electronic Arts (EA) Lootboxen in FIFA Ultimate Team

"FIFA Ultimate Team" (FUT) ist ein beliebter Spielmodus in der FIFA-Videospielserie, die von EA Sports entwickelt wurde. In diesem Modus können Spieler ihre eigenen individuellen Teams aus Spielern aus aller Welt erstellen und diese Teams dann in verschiedenen Wettbewerben einsetzen.

FUT basiert auf einem System von "FUT-Karten", die die Spieler repräsentieren. Jede Karte zeigt die Fähigkeiten und Attribute des Spielers an, und Spieler können diese Karten kaufen, verkaufen und tauschen, um ihre Teams zu verbessern. Die Karten können durch das Spielen von Spielen, das Abschließen von Herausforderungen oder durch den Kauf von "Packs" (im Grunde genommen Lootboxen) erhalten werden.

Die Packs können mit echtem Geld oder mit im Spiel verdienter Währung gekauft werden, und der Inhalt eines Packs ist zufällig. Dies bedeutet, dass Spieler, die Packs kaufen, nicht wissen, welche Spieler sie erhalten werden, was zu einer Art Lotterie-Effekt führt.

FUT hat einige Kontroversen ausgelöst, insbesondere in Bezug auf das Lootbox-System. Kritiker argumentieren, dass dieses System eine Form von Glücksspiel ist und dass es insbesondere junge Spieler an Glücksspielverhalten gewöhnen könnte.

EA hat lt. eigenen Angaben allein im Jahr 2020 1,62 Milliarden US-Dollar Umsatz im Live-Service-Segment generiert.

Rechtliche Problematik in Deutschland

Die Kritik an Lootboxen basiert auf mehreren Aspekten:

  • Ähnlichkeit mit Glücksspiel:
    Lootboxen weisen Ähnlichkeiten mit Glücksspielen auf, da sie zufallsbasierte Inhalte bieten, bei denen der Spieler nicht genau weiß, welche Gegenstände er erhält. Dies kann zu impulsivem und suchtähnlichem Verhalten führen, insbesondere bei jüngeren Spielern.
     
  • Jugendschutz:
    Da viele Spiele, die Lootboxen enthalten, auch von Minderjährigen gespielt werden, besteht die Sorge, dass sie einem erhöhten Risiko von Glücksspielsucht und finanziellen Belastungen ausgesetzt sind. Der Zugang zu Glücksspielinhalten sollte gemäß dem Jugendschutz beschränkt sein.
     
  • Intransparente Kosten:
    Oftmals können Spieler echtes Geld ausgeben, um Lootboxen zu kaufen oder zu öffnen. Die Preise und die Wahrscheinlichkeiten, bestimmte Gegenstände zu erhalten, sind jedoch häufig nicht klar angegeben. Dies führt zu intransparenten Kosten und erhöht die finanzielle Belastung für die Spieler.
     
  • Regulierungslücke:
    In Deutschland gibt es noch keine spezifischen Gesetze, die sich direkt mit Lootboxen befassen. Es wird diskutiert, ob Lootboxen als Glücksspiel eingestuft und entsprechend reguliert werden sollten, um den Jugendschutz zu gewährleisten und potenzielle Risiken einzudämmen.

Gemäß dem Bundesgerichtshof wird ein Spiel als Glücksspiel angesehen, wenn Spieler gegen ein nicht unerhebliches Entgelt eine Gewinnchance erwerben und der Gewinn größtenteils vom Zufall abhängt. Die Frage, ob der virtuelle Inhalt von Beutekisten als "Gewinn" betrachtet wird, ist unter Juristen umstritten. Es ist wichtig zu beachten, dass es in Deutschland verschiedene Meinungen zu Lootboxen gibt und es keine einheitliche Position dazu gibt. Die Diskussion und Entwicklung in Bezug auf Lootboxen und ihre Regulierung sind noch im Gange.

Verhältnis zu anderen Ländern

In Belgien und den Niederlanden gelten kostenpflichtige Lootboxen als illegales Glücksspiel. Spiele, die diese Mechanik verwenden, können zwar weiterhin in diesen Ländern gespielt werden, enthalten jedoch in der Regel keine kostenpflichtigen Beutekisten mehr. Im Jahr 2020 wurde das Unternehmen Electronic Arts in den Niederlanden aufgrund solcher Spielmechaniken in ihrem Spiel FIFA 21 zu einer Geldstrafe in Höhe von mehreren Millionen Euro verurteilt und selbst in China sind Lootboxen verboten.